Katzenschutzverein Fürther Samtpfoten e.V.
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Pinkelkatzen (von Nadine B., Cadolzburg)

 

Unglücklicherweise finden in letzter Zeit lange vermittelte Katzen wieder zurück in den Tierschutzverein, diese Katzen haben ein Problem: sie pinkeln und werden nicht verstanden. Wir möchten nun an dieser Stelle erklären, aufklären und den Leser für das Seelenwesen ihres Wohnungstigers sensibilisieren. Der Jäger Katze darf in der Wildnis keine Schwäche zeigen, er wäre angreifbarer für größere Raubtiere oder gegenüber Artgenossen in einer geschwächten Position. In der Natur überlebt nur wer stark ist. Dieses Verhalten steckt noch immer im Kern unserer zivilisierten Hauskatzen: sind sie nun physisch oder psychisch krank, leiden sie stumm. Nur wer seine Katze sehr gut kennt und auch etwas über ihr Sozialverhalten weiß, kann ergründen, warum das geliebte Tier auf einmal anfängt außerhalb der Toilette zu urinieren. Hierfür gibt es die unterschiedlichsten Ursachen:

 

1. Die Katze ist krank

Katzen sind introvertiert, sie zeigen keine Schmerzen, ja nicht einmal Unwohlsein fällt auf. Meist zieht sich eine Krankheit über Tage und Wochen, bevor sie dem Besitzer auffällt, manche Katzen neigen dazu durch urinieren kenntlich zu machen „mir fehlt etwas, es geht mir nicht gut“. Der erste Weg einer solchen Katze sollte immer zum Tierarzt führen und eine gründliche Untersuchung nach sich ziehen.

Immer öfter stellt sich eine latente Blasenentzündung als Ursache heraus. In einigen Fällen begann es ca. 4 Wochen nach der Kastration, in einem anderen Fall einige Wochen nach einer Stresssituation, so dass man den direkten Zusammenhang nicht mehr herstellte. Allen gemeinsam war das Pinkeln auf weichen Untergrund, später dann auch durchaus glatter Boden wie Fliesen oder Laminat. Da sich dabei die eigentlich erwarteten Symptome einer Blasenentzündung (Fieber, große Schmerzen, häufiges Tröpfchenpinkeln, Blut im Urin) nicht einstellen, wird dies auch sehr häufig nicht erkannt und vor allem nicht ausreichend austherapiert. Es kann dann zu einer sogenannten latenten, chronischen Blasenentzündung kommen, die bei sensiblen Katzen unter bestimmten Umständen immer wieder ausbricht.

Bitte sprechen Sie Ihren Tierarzt direkt auf „feline idiotpathische Cystitis“ (FIC) an. Bei dieser Art von Blasenentzündung liegt die Ursache nicht bakteriell. Von der Blasenwand lösen sich kleine „Eiweiß-Plättchen“, die dann die Symptome einer Blasenentzündung hervorrufen und eben auch eine Unsauberkeit. Die Ursache von FIC kann auch Stress sein. Diese Krankheit wird oft nicht erkannt, denn es befinden sich ja eben KEINE Bakterien im Urin, lassen Sie Sich also nicht abwimmeln und beharren Sie auf einer Untersuchung. Wichtig ist auch, dass diese Erkrankung tatsächlich austherapiert wird, bei einem zu frühen Abbruch der Behandlung treten die Symptome nach einiger Zeit meist wieder auf und es kann sich ein chronischer Verlauf entwickeln.

 

2. Ein neues Familienmitglied zieht ein

Katzen reagieren nicht nur auf neue Artgenossen, ihr Leben besteht aus der Familie, die sie umgibt, ob nun Menschen, Hunde oder eine andere Katze. Unsere Wohnungstiger sind Gewohnheitstiere mit festen Strukturen und geregelten Tagesabläufen („Futter gibt es bitte immer pünktlich um halb sechs!“). Kommt ein neues Mitglied in den Haushalt, verändern sich diese Strukturen und müssen erst wieder neu organisiert werden. Der gewohnte Tagesablauf der Katze ist gestört, vielleicht muss sie in dieser Zeit sogar auf vorher verlässliche Streicheleinheiten oder Spielstunden verzichten und es mangelt an Aufmerksamkeit?

 

3. Babys und Kinder

Im Gegensatz zu Erwachsenen sind Kinder für Katzen, die nicht mit ihnen aufgewachsen sind, völlig unberechenbar und für diese wenig von Nutzen. Katzen erlernen ihr Sozialverhalten nicht nur untereinander, sondern auch in der Mensch-Katze-Beziehung. Lernen sie nicht von Anfang an den Umgang mit Kindern, können sie deren Verhalten nicht interpretieren. Ein Baby oder Kleinkind hat eine völlig andere Motorik und Gestik wie ein Erwachsener. Kinder machen in den Augen einer Katze nichts Tolles: sie bewegen sich unsicher, wackeliger, sogar lauter, sie fallen hin, weinen oder schreien, sie können nicht kuscheln, füttern, spielen oder trösten, im schlimmsten Fall greifen sie unkontrolliert nach der Katze und ziehen an Ohren oder Schwänzen. Viele Katzen gehen dem „Störenfried“ aus dem Weg oder lernen ihn zu ignorieren, einige reagieren mit Aggression und manche wenige leiden und beginnen zu urinieren. Kommt ein Baby ins Haus, muss das nicht bedeuten, dass ein sensibler Tiger ausziehen muss. Ein Kind kann auch toll sein! Wenn es zum Beispiel die Lieblingsleckerei nur mit dem Baby auf dem Arm gibt oder die schönsten Streicheleinheiten nur noch zu dritt erfolgen. Katzen lernen am besten durch positive Verstärkung gewünschtes Verhalten. Alsbald ist das neue Familienmitglied im Leben der Katze integriert und vor allem auch akzeptiert.

 

4. Die Katze das Gewohnheitstier

Wie bereits erwähnt gibt es im Leben einer Katze feste Strukturen und Abläufe: was aus der Reihe tanzt, fällt aus ihrem Leben, Chaos und Null-Organisation stürzt ihre Welt ins Dunkel. Nicht alle unsere kleinen Mitbewohner haben empfindliche Seelen, manche aber doch und es kann schon ein umgestellter Kratzbaum oder Lieblingssessel ausreichen, um ihren Unmut zu verursachen. Wohnungswechsel, Krankenhausaufenthalte von Bezugspersonen oder eine vorübergehende 60 Stunden- Arbeitswoche (statt vorher 40 Stunden) können ausreichen. Wie anders sollte unser Tiger uns zeigen, dass etwas nicht stimmt, als durch pinkeln? Würden wir andere Anzeichen hören oder sehen? Zeitweise sind wir Menschen einfach zu sehr mit uns selbst beschäftigt und unsere treuen Schmusekatzen geraten in den Hintergrund, oder wir wissen es einfach nicht besser. Ich habe selbst schon meinen Hausstand leiden sehen, bevor ich verstand, was mein Kater mir sagen wollte. Hier noch einige Beispiele: Mein Kater hatte Angst vor Männern und hat meinen damaligen Partner nur akzeptiert, regelmäßig waren nach hitzigen Diskussionen seine Schuhe nass und rochen komisch. Nach einiger Zeit erschien uns dieses Verhalten doch etwas seltsam. Das Problem löste sich als wir unsere „Diskussionen“ vor der Haustür austrugen. Männerbesuche (Papa, Opa, Freunde) endeten meist auch in nassen Füssen/Schuhen der Besucher, wir gewöhnten uns an, Schuhe auf den Kopf zu drehen oder hoch zu stellen. Mein Kater hatte auch eine Zeit, in der er bevorzugt in frisch gewaschene Wäsche urinierte, ich probierte solange Waschmittel aus bis ich DEN Lieblingsduft fand und auch dieses Problem war gelöst. In einem anderen Fall pinkelte ein vermittelter Pflegekater seinen neuen Besitzern regelmäßig unter die Bettdecke des Herrchens. Hier dauerte es etwas länger, die Ursache herauszufinden. Der Kater benetzte die Bettdecke nur, wenn Frauchen mit ihm zu Bett ging und Herrchen länger auf sich warten ließ, oder wenn Kater der Meinung war, es wäre Schlafenszeit und seine Menschen nicht folgten. Seitdem gemeinsam zu Bett gegangen wird, wurde auch nicht mehr gepinkelt. Unsere Stubentiger ärgern uns nie grundlos und vor allem nicht aus reiner Bosheit, ihr Verhalten hat immer einen Ursprung, für den es eine Lösung gibt. Leider ist die Verhaltenstherapie bei Katzen noch ziemlich neu und jung. Hundetrainer gibt es zur Genüge und sie sind auch gut besucht, ein Hund der nicht folgt, an der Leine zieht, aggressiv ist… macht seinem Besitzer täglich aktiv Probleme und man nimmt gerne Hilfe von außerhalb in Anspruch. Da unsere Katzen stumm leiden und ja „nur“ pinkeln, versuchen wir selbst Lösungen zu finden, die meist nicht sehr effektiv sind, und wir finden uns entweder mit dem unerwünschten Verhalten ab oder entscheiden uns nach langer Zeit des Kampfes gegen das geliebte Tier. Ein gute gemeinter Rat an alle leidenden Dosenöffner und Katzen: suchen Sie sich früh genug Hilfe!

 

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